Chronik

Sicher aus Angst und aus Schrecken um ihr Hab und Gut vor der Feuersbrunst zu retten, griff man schon vor 125 Jahren zur Selbsthilfeeinrichtung.

Denn zur damaligen Zeit waren die Häuser und Höfe zum größten Teil aus Holz gebaut und konnten leicht ein Raub der Flammen werden.

So wurde am 16.September 1879 von ehrbaren Männern die Freiwillige Feuerwehr Hebertsfelden ins Leben gerufen. Wie die Aufzeichnungen im Mitgliedsbuch ergeben, trat die neugegründete Wehr sofort dem Bayerischen Landes – Feuerwehrverband bei.

Unter der Führung des 1.Vorstandes Jakob Vilsmeier und des Kommandanten (Hauptmann)Thomas Gründl hatte die junge Wehr eine Stärke von 36 Feuerwehrmännern.

Diese haben der Gemeinde ein Beispiel von Gemeingeist zum Wohl der Allgemeinheit gegeben und sich hierdurch ein ewiges Denkmal gesetzt.

Durch einen Führungswechsel im Jahre 1887 wurde der damalige Schulmeister und Lehrer Martin Huber zum 1.Kommandanten gewählt, der dieses Amt 22 Jahre inne hatte. Unter seiner Amtszeit, soweit damals Mittel zu Anschaffung von Geräten und Kenntnisse zur Brandbekämpfung vorhanden waren, wurde die Wehr damit ausgestattet und laufend unterrichtet. Auf sein Drängen wurde eine neue Feuerwehrspritze angeschafft, die von einem Pferdegespann gezogen und von Menschenhand betrieben wurde.

Das erste große Ereignis in der Vereinsgeschichte der Hebertsfeldener Wehr war das 30-jährige Gründungsfest im Jahre 1909.

Es kamen der erste Weltkrieg und bittere Jahre für die heimische Wehr. Die Männer wurden fast alle zu den Waffen gerufen und so schrumpfte deren Zahl auf 10 Mann. Aber die damalige Vorstandschaft mit Johann Stapfer und Josef Eigner verstand es bis 1918 den Feuerschutz aufrecht zu erhalten.

Nach dem Krieg wurde der Wagnermeister Lorenz Steinböck zum Kommandanten ernannt. Mit dem Vorstand Sebastian Wieland wurde die stark reduzierte Feuerwehr mit jungem Nachwuchs wieder auf 50 Mann aufgebaut. Die Ausrüstung bestand zur damaligen Zeit aus drei Handspritzen mit Standort: Hebertsfelden, Haslhub und Rottenstuben.

1929 feierte man das 50-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe. Als Fahnenmutter fungierte Frau Lugeder (Königbäuerin) aus Zwicklöd.

Bereits in den dreißiger Jahren wurde die erste Motorspritze, eine TS 8, gekauft.

Abermals kam der Schrecken des Krieges über die Menschheit. Wegen der Einberufung zahlreicher Männer, wurde die Wehr um zweidrittel ihrer Mitglieder geschwächt und viele Kameraden blieben auf dem Schlachtfeld.

Über genaueres Vereinsleben konnte man bis hierher nicht berichten, da das Protokollbuch in den Kriegsjahren verloren gegangen ist.

Der Spenglermeister und Kommandant Josef Weinzierl baute die Feuerwehr Hebertsfelden wieder mit jungen Leuten auf. Durch den Kauf einer neuen Motorspritze, Schlauchmaterial und eines Wehrmachtswagens, welcher mit viel Fleiß und Mühe zum Feuerwehrauto umgebaut wurde, war unsere Wehr in wenigen Jahren wieder einsatzfähig und schlagkräftig. Die Anschaffung einer Alarmsirene 1951 war notwendig. Um die nötigen Ausrüstungsgegenstände und Uniformen kaufen zu können wurden Christbaumversteigerungen abgehalten. Es waren harte und bittere Jahre für die Vorstandschaft.

Durch eine Neuwahl 1952 wurde Michael Henghuber 1.Vorstand und Franz Eder 1.Kommandant.In ihrer 20-jährigenTätigkeit als ausgezeichnetes Führungsteam konnte alsbald ein neuer Einsatzwagen, ein“ Opel Blitz“ angeschafft werden. Diesen bauten fleißige Hände zur Einsatzfähigkeit um.

Beim Großbrand in der Möbelfirma Fink erlitten Vorstand Henghuber und Kommandant Eder durch eine Staubexplosion so schwere Verbrennungen, dass sie vier Wochen im Krankenhaus in Eggenfelden bleiben mussten.

Die Vorbereitungen auf das 75-jährige Gründungsfest am 7./8. Juli 1954 liefen auf Hochtouren. Aber leider, Gott hat es anders gewollt. Es brach über das ganze Rottal eine Hochwasserkatastrophe herein, so dass das ganze Tal zwischen Hebertsfelden und Bahnhof ein reißender Fluss war. Der Wasserstand beim Lehner in Hebertsfelden ist bis zum Hauseingang angestiegen. Für die Feuerwehr gab es keinen Gedanken mehr an das Fest, sondern der Einsatz unter dem Motto “Rette was du kannst an Mensch und Tier „ stand im Vordergrund.

Hochwasser im Juli 1954 am Sportplatzgelände

Nach diesen verheerenden Tagen kam wieder der Sonnenschein und so konnte am 24.und 25.Juli 1954 das Gründungsfest mit Fahnenmutter Kathi Henghuber und den Festjungfrauen Roserl Mayer, Maria Schnellberger und Maria Brunner großartig gefeiert werden. Wegen dem großen Einsatz, Mitarbeit, Einsicht und der Kameradschaft aller Wehrmänner, nahm das Fest einen schönen Verlauf und blieb bis heute in guter Erinnerung.

Das alte Feuerwehrhaus war morsch und baufällig. Laut Beschluss vom 2.12.1956 begann man mit dem Bau eines neuen Gerätehauses. Am 15.12.1956 riss man das alte Feuerwehrhaus ab und begann sofort mit dem Neubau.

Dies konnte durch Hand- und Spanndienste, sowie durch Material-spenden kostenlos erstellt werden. Beim Richtfest im Stangl-Bräu am 15.1.1957 ließ sich der Herbergsvater A.Weinzierl nicht lumpen und spendete reichlich Freibier, was ja niemand schadet.

Die Vereinskasse wurde auch weiterhin mit Christbaumversteigerungen und durch Theaterspielen aufgefüllt.

Auf der Tagesordnung der Feuerwehrgeschichte stand das Ablegen der ersten Leistungsabzeichen. Um die Leistungsfähigkeit und Schlagkraft zu steigern, ersetzte man die alte TS8 durch eine verbesserte TS8.

1963: Die Löschgruppe Stapfer beim Ablegen der Leistungsprüfung

v.l. Kommandant Franz Eder, zwei Schiedsrichter, Sigmund Stapfer, Johann Schnellberger, Josef Pöltl, Ludwig Pöltl, Johann Widl, Peter Klenovsky, Raimund Mühldorfer, Gerhard Lindlbauer und Heinrich Heller

Wir schreiben bereits das Jahr 1969 und die Feuerwehr kann auf ihr 90-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Feste muss man feiern wie sie fallen. Die Vorbereitungen zum 90-jährigen Gründungsfest laufen auf vollen Touren und alles ist wieder aktiv. Bei herrlichem Sonnenschein am 21.und 22.Juni 1969 kann die FFW Hebertsfelden unter Schirmherrn Michael Henghuber, mit der Fahnenmutter Karolina Weinzierl, den Festjungfrauen Elisabeth Lehner, Margit Laxhuber, Gitti Lugeder und dem Patenverein Linden ein schönes Fest feiern.

Auch dieses Fest hat einen bleibenden Wert an Erinnerungen für die ganze Gemeinde.

Der Mitgliederstand ist in der Zwischenzeit auf 61 Aktive und 28 Passive angewachsen. Der alte Opel-Blitz wurde altersschwach und hatte ausgedient. Als vorübergehendes Ersatzfahrzeug diente der ein Einsatzwagen der Wackerwerke Burghausen.

Der 5.Dezember 1971 dürfte in der Geschichte der Feuerwehr unvergesslich bleiben. Ein langersehnter Wunsch ging in Erfüllung.

Es war ein Freudentag als Pfarrer Huber dem neuen LF 8 die kirchliche Weihe spendete und Bürgermeister Henghuber die Schlüssel für das neue Feuerwehrfahrzeug überreichte.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen legte Franz Eder 1972 wegen Erreichung der Altersgrenze seinen aktiven Dienst als Kommandant nieder.
Mit überwältigender Mehrheit wurde der weit und breit über seine Heimatgrenzen hinaus bekannte Sigmund Stapfer zum Kommandanten gewählt. Leider durfte seine Amtszeit nicht von langer Dauer sein, denn er verstarb am 2.2.1975 und man musste schweren Herzens Abschied nehmen.
Er war ein Mann von Aufopferung, Selbstbewusstsein, Idealismus und Kameradschaft. Wir werden ihn nie vergessen und sein Andenken bewahren.

Ab diesem Zeitpunkt lag die Führung der Feuerwehr Hebertsfelden in den bewährten Händen des 1.Vorstandes Hermann Wieslhuber und des Kommandanten Hans Untersperger. Unter seiner Führung baute man 1977 eine Atemschutzgruppe auf. Erster Atemschutzwart war Franz Aigner. Ein Anliegen von Hans Untersperger war auch die Ausbildung neuer Löschgruppen. Diese legten im zweijährigen Turnus die Leistungsprüfung ab.

Einer der sicherlich größten Einsätze war der Brand am 27.6.1977 bei Strasser in Straß. Trotz fast übermenschlicher Bemühungen brannte der ganze Hof nieder.

Zur gleichen Zeit hielt die Wehr auch erstmals das Erlenfest in den idyllischen Bräuerlen ab. Da das Fest sehr erfolgreich verlief, baute man ein Jahr später eine Weinhütte, natürlich in Eigenleistung.

Am 6./7./8. Juli konnte die Feuerwehr Hebertsfelden dann ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Dazu schaffte man sich auch eine neue Fahne an. Als Fahnenmutter stellte sich Anneliese Müller zur Verfügung und die Schirmherrschaft übernahm Bürgermeister Lorenz Moser. Außerdem waren die Ehrenjungfrau Elfriede Stapfer, die Trauerjungfrau Petra Fuchs und die Patenbräute Erika Eder und Gertraud Rothlehner bereit das Fest zu verschönern. Leider hat aber das Wetter beim Festzug und beim Gottesdienst am Griesberg überhaupt nicht mitgespielt. Es regnete fast ununterbrochen. Aber ansonsten war es eine organisatorische Meisterleistung, was die Wehr an diesen 3 Tagen auf die Füße stellte.

Im Jahr 1980 übernahm Alfred Wollinger die Vereinsführung als 1.Vorstand. Da dieser 1984 zum Bürgermeister gewählt wurde, trat Alfons Müller seine Nachfolge an. In der Zwischenzeit ist der Mitgliederstand auf 67 aktive Männer angewachsen.

Da das Wetter in den vergangenen Jahren beim Erlenfest immer sehr miserabel war, hielt man es 1985 erstmals in der Maschinenhalle von Hans Untersperger ab.

Im Herbst 1986 weihte Pfarrer Huber die neue Tragkraftspritze TS8. Diese finanzierte die Gemeinde. Die Anschaffung war nötig geworden, weil die alte Spritze den technischen Anforderungen nicht mehr genügte.

Ein Großeinsatz war am 2.und 3.März 1987 zu leisten. Ein verheerender Eisregen hatte zahlreiche Bäume geknickt und Keller überflutet. Mit großer Tatkraft konnten die Schäden behoben werden.

In den folgenden Jahren stieg das Unfallaufkommen auf der B388 und auf den Nebenstraßen stark an. Auch dazu mussten unsere Männer des Öfteren Verkehrsabsperrungen vornehmen und technische Hilfe leisten.

Einen Führungswechsel gab es bei den Neuwahlen im April 1991.Kommandant Hans Untersperger trat altersbedingt nicht mehr an.16 Jahre leistete er einen selbstlosen Dienst .Sein Nachfolger wurde Helmut Schafflhuber. Auch Vorstand Alfons Müller kandidiert aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. In dieses Amt berief die Versammlung damals Franz Aigner.

Am 11.9.1991 verstarb Ehrenkommandant Franz Eder. Er war maßgeblich am Aufbau der Wehr nach dem Krieg beteiligt. Darum wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahrt.

Da das Feuerwehrhaus viel zu klein geworden ist, begann man im Frühjahr 1992 mit der Erweiterung. Wände mussten neu aufgezogen und der Dachstuhl erneuert werden.

Die Arbeiten, die zum größten Teil in Eigenleistung geschahen, konnten im Spätsommer abgeschlossen werden.

In ein neues Gebäude gehörte natürlich auch ein neues Fahrzeug. Das neue LF8/6 konnte noch im alten Jahr bei der Fa. Ziegler in Giengen abgeholt werden. Der 30.4.1993 war für die Feuerwehr Hebertsfelden ein großer Festtag. Pfarrer Müller segnete im Beisein von zahlreicher Prominenz das Fahrzeug und das umgebaute Feuerwehrhaus.

Im Jahr 1995 fand erstmals das Gartenfest hinter dem Kloster statt. Da der Erfolg des Festes sehr gut war, beschloss die Vorstandschaft, dies beizubehalten.

Am 27.9.1995 nahmen die Wehrmänner mit großer Bestürzung den Tod des langjährigen Vorstandes Alfons Müller auf. Auch er war ein großer Unterstützer und Gönner des Vereins.

In der Folgezeit entschloss sich die Führung eine Damengruppe aufzubauen. Die ersten weiblichen Mitglieder unterzogen sich mit großem Interesse der Leistungsprüfung und stellen seitdem ein unverzichtbares Standbein unserer Wehr dar.

Im Jahr 2000 wurde auch eine Jugendgruppe zusammengestellt. Dabei sollen Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren an den Verein herangeführt werden. Zu dieser Zeit wurde im Obergeschoß des ehemaligen Klosters ein Schulungsraum eingerichtet.

Am 27.Nov 2002 standen die Wehrmänner am offenen Grab des langjährigen Vorstandes Michael Henghuber. In den Jahren von 1952 bis 1975 stellte er sich uneigennützig und aufopferungsvoll in den Dienst des Vereins. Er wird unvergessen bleiben.

Die Neuwahl im Frühjahr 2003 brachte nochmals eine Veränderung in der Vorstandschaft. Da sich Franz Aigner nicht mehr zur Verfügung stellte, wählten die Mitglieder Reiner Friedlmeier mit großer Mehrheit an die Spitze.

So bleibt nur zu hoffen, dass die jetzige und zukünftige Vorstandschaften das Erbe der Vorfahren weiterführen und die gute Zusammenarbeit, sowie den Kameradschaftsgeist erhalten und fördern.

Zum Jubiläum gilt ein Dank allen Männern, die in den zurückliegenden 125 Jahren unter Einsatz ihrer Gesundheit zum Wohle der Mitmenschen gewirkt haben. Der jungen Generation soll es ein Ansporn sein, mit gleicher Kraft der Allgemeinheit zu dienen und nachzueifern um das zu erhalten, was uns hinterlassen wurde.

                                             „GOTT ZUR EHR, DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR“

Hans Meier & Gerhard Brunner

(Abdruck aus der Festschrift für das Gründungsfest 2004)